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werkhof *franky

_transformation of a former industrial plot into

a vibrant and climate-adaptive multi-species campus

2nd price in an invited competition

by city of schaffhausen, switzerland 

landscape: studio erde & v. burckhardt

architecture: j. wäckerlin & t. kuny

engineering: oberli ingenieurbüro

Weitermachen mit Weiterbauen

Der Werkhof an der Hochstrasse ist eine Assemblage von Gebäuden, die immer wieder um- und weitergebaut wurden. Die unterschiedlichen Bauetappen machen den Charakter des Areals aus. An den Übergängen vom einen Gebäudeteil zum nächsten warten räumliche Überraschungen, die beim Weiterbauen entstanden sind. Hier setzt das Projekt ein und denkt aus dem Innern der vorgefundenen Strukturen heraus. Der städtebauliche Vorschlag widersteht der Versuchung, die ehemaligen Montagehallen freizulegen oder das eine Gebäude für wichtiger als das andere zu erklären, sondern erhält alle Gebäude. Die Montagehallen (Baujahre 1927-1949), das Werkgebäude (1948), das Bauernhaus (vor 1810), das Wohnhaus Hochstrasse 129 (1924) und das Eckhaus (1909) erzählen die Geschichte des Chrooneguets gemeinsam. Über dem durchlässigen Erdgeschoss werden die Gebäude weiterhin als Wohnungen genutzt oder zu Wohnräumen umgebaut. Die typologische Vielfalt wird weiter ausgebaut und lässt eine heterogene Bewohnerschaft erwarten.Um auf dem Areal die geforderte Anzahl Wohnungen zu erreichen, werden zwei effiziente Zusatzbauten vorgeschlagen: Je ein Laubenganghaus als Aufstockung über dem Teil der Montagehallen ohne Sheddach und als Neubau an der Hochstrasse. Durch das Besetzen dieser beiden Leerstellen bleiben die stadträumlichen Qualitäten des Werkhofs erhalten. Über das flache Garagengebäude fällt die Abendsonne auf den Werkhof, der durch den Zusatzbau zum Wohnhof gefasst wird. Von den Wohngebäuden Finsterwaldstrasse 88 und 90 aus bleibt ein weiter Blick ins Fulachtal bestehen, am zusätzlichen Volumen vorbei. An der Hochstrasse reihen sich die Gebäude im ortstypischen Rhythmus auf und setzen die Geschichte des Weiterbauens fort. Der Städtebau erfolgt ohne den Abbruch noch intakter oder reparaturfähiger Strukturen.
 

Ein grünes Herz

Das Projekt artikuliert den Freiraum als integralen Bestandteil des Werkhofs im Kontext des Stadt- und Landschaftsraumes von Schaffhausen, indem es dessen Rolle als Verbindungspunkt innerhalb der urbanen Struktur des Quartiers stärkt und gut gestaltete öffentliche, halböffentliche und private Räume für seine (menschlichen und nichtmenschlichen) Bewohnerinnen und die Nachbarinnen des Quartiers schafft. In der Berücksichtigung der geologischen, kulturellen und und industriellen Geschichte des Ortes, im Abwägen zwischen Bewahren und Weiterentwickeln, werden Freiräume entwickelt, die ein spielerisches, flexibles und respektvolles Raumverständnis und eine eine Koexistenz zwischen den diversen Akteuren ermöglichen.

Mobile Orangerie

Die vorherrschende Stellung der Halle innerhalb des Perimeters wird durch ihre Vision als zentrales Herzstück des Projekts unterstrichen. Die Halle wurde von ihrer ursprünglichen Decke befreit und ist nun vollständig verglast, so dass sich ihr Fuss zum Himmel hin öffnet, wie ein Fenster in eine mögliche alternative Zukunft. Diese ikonische Struktur, die erst durch die industrielle Revolution und die materiellen wirtschaftlichen Entwicklungen zur Zeit ihrer Errichtung möglich wurde, verbindet die Vergangenheit mit der Zukunft, indem sie einen neuen Lebensraum bietet, in dem neue Formen der Gestaltung des öffentlichen Raums stattfinden können. Das neue Mikroklima, das sich aus der Maximierung des Lichts und des Treibhauseffekts ergibt, schafft die perfekten Bedingungen für die Entstehung einer neuen Ökologie. Wie ein grosser Pavillon verbindet die Halle, schützt aber auch und bietet einen offenen/geschlossenen komfortablen grünen Raum, der das ganze Jahr über genutzt und genossen werden kann. Als Neuinterpretation einer Orangerie, einer historischen Gebäudetypologie aus der Gartenkultur des 17. bis 19. Jahrhundert, soll das Exotische wieder im Wohnkontext erlebt werden können. Wärmeliebende Pflanzen, sowohl Nutz- als auch Zierpflanzen, meist aus fremden Kontexten, treten hier in einen Dialog zwischen Vergangenheit und Zukunft. Sie versteht sich durch die mobilen Pflanzgefäße als wandernde Orangerie,welche sich je nach den klimatischen Bedingungen und den Bedürfnissen ihrer Nutzer frei zwischen innen und aussen bewegen kann. Dadurch werden die Pflanzen zu aktiven Akteuren bei der kontinuierlichen Umwandlung der Freiräume auf dem gesamten Gelände. Ein intelligentes Wassersystem durchzieht die Halle: von der Glasdecke aufgefangenes Regenwasser wird über eine skulpturale Säule aus Tuffstein aufgefangen und in die große Wasser-Intarsie geleitet, ein tiefer gelegtes Wasserbecken,  welches die Halle mit dem öffentlichen Café, sowohl optisch, als auch atmosphärisch, über Trittsteine verbindet. Beide Objekte bilden aquatische Habitate aus und entwickeln sich über die Zeit durch ihre Patina und mikroklimatische Wirkung zu besonderen Anziehungspunkten für die vielfältigen Akteuren des Quartiers.

Werk-Hof

Der neue Werkhof wird als Schwelle zwischen der zentralen Halle und den flankierenden Neubauten entwickelt und fungiert dabei als informeller Treff- und Aktivitätspunkt für die Bewohner und Nachbarn. Mobile Bestuhlung und Bepflanzungen verwandeln den Hof in eine adaptive Raumfigur. Dafür wird die Bestands-Asphaltdecke entfernt und recycelt und ein wassergebundener Belag eingebaut, welcher den Boden wortwörtlich wieder atmen lässt. Durch eine leichte Neigung zur Platz-Mitte wird das anfallende Regenwasser gesammelt und lokal versickert. Grosse Findlinge verwandeln diesen Wasserspiegel in eine Art geologische Spielskulptur für alle Generationen. 

Garten-Platz

Südlich des Werkhofes wird aus dem prägenden Robinien-Baumbestand mit punktueller Neupflanzung aus Gledtischen heraus der neue Eingang zum Werkhof im Übergang zur Hochstr. entwickelt. Der Garten-Platz wird als abgesetzte Insel aus Schotter und rahmendender, transparenter Vegetation entwickelt. Er verbindet durch die sanften Puffer der Pflanzflächen die verschiedenen Eingänge des Geländes, bietet jedoch auch Schutz vor dem Lärm der Straße. In der Mitte des Platzes laden feste, aber auch mobile Sitzelemente und ein Trinkbrunnen die Nutzer der Stadt und die Bewohner des neuen Geländes ein, sich in diesem neu geschaffenen ruhigen Raum in einem wachsenden Stadtgebiet zu treffen und sich zu erholen.

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