studio erde.
office for anthropocene landscapes
Schaugarten, Fürstliches Gartenfest, Eichenzell
- 1.Preis und bdla Sonderpreis
- Realisierung und Bau Mai 2018
Fläche: 1.600m²
Budget: 6.000€
Blumen, ob im Topf oder im Bund, scheinen herkunftslos zu sein. Objekte ohne Wurzeln und Geschichte. Sie sind einfach da, und sie sind schön. Anders als bei Lebensmitteln, Kinderspielzeug und Kleidung gibt es bei Blumen kaum Interesse an ihren Produktionsbedingungen und -standorten. Dabei hat die Schnittblumenproduktion längst industrielle Ausmaße angenommen. Weltweit werden auf mehr als 200.000 Hektar Schnittblumen angebaut; als wäre der Globus ein Blumenbeet.
Liliengewächse nehmen dabei, wohl vor allem dank des immer noch bestehenden Tulpenfiebers, einen sehr großen Anteil ein. Das Motto „Lust auf Lilien“ wurde dementsprechend als Aufforderung zum Nachdenken interpretiert.
Ein ephemer, künstlicher Lilienacker entwickelt sich so über die Tage des Gartenfestes und lädt seine Besucher ein, wieder in Kontakt zu treten mit den Material Pflanze, neu zu entdecken, was wir vergessen haben zu sehen, die subtile Ästhetik von Monokulturen wahrzunehmen, in Kontakt mit dem Boden zu treten, der aufgerissen scheint, bearbeitet, gefurcht. Der temporäre Garten baut zudem Referenzen zu der jahrhundertealten Geschichte von Liliengewächsen auf: Großformatige Vasen mit Schnittblumen nehmen ein Element aus Mittelaltergärten auf. Der Lilienacker will aufwecken, empfindlich machen für die Ausmaße von industrieller Blumenproduktion und sensibilisieren für einen nachhaltigeren Umgang mit der Ressource Blume.
Die Gestaltsprache entwickelt sich aus der monokulturellen Anpflanzung von Schnittblumen. Ganze Landschaftsbilder werden davon geprägt, künstlich überzogene Landschaften werden geschaffen. Durch die Abstraktion dieser eigenen Ackerästhetik bildet sich so das Bild der Ackerstreifen aus, welches die lineare Struktur der Monokulturen aufgreift und inszeniert. Der Lilienacker bildet so eine Ackertopografie aus, spielt mit den Höhen und lädt ein, zum Herumschweifen. Es wird kein definierter Eingang formuliert, der Acker ist zu allen Seiten offen und verläuft ebenerdig zum umgebenden Weg. Der Boden des Ackers ist bearbeitet, man läuft über den rohen Boden, durch die Furchen und Rillen.
Der temporäre Lilienacker entwickelt sich zu einem Freiluftgewächshaus, interaktiv versucht er mit seinen Besuchern zu kommunizieren, zum Nachdenken anzuregen. Wo kommen unsere Blumen her? Kann ein Blumenacker ästhetisch sein? Habt ihr Lust auf Lilien?