studio erde.
office for anthropocene landscapes
neue mitte gundelsheim
more than a bridge - river landscape
1st Price in an invited competition
architecture by: gustav düsing
gemeinde gundelsheim, bavaria
Die Gemeinde Gundelsheim plant, einen bestehenden Holzsteg über den Leitenbach abzubrechen und durch eine neue Fuß- und Radwegeverbindung zu ersetzen. Die neue Brücke wird das Ortsbild prägen und ist ein wesentlicher Baustein im Bau-Ensemble mit Spezerei, Altem Rathaus, Kirche St. Markus einerseits und Bücherei mit Vorplatz andererseits.
Mehr als eine Brücke für Gundelsheim
Der Entwurf sieht vor den Norden und Süden von Gundelsheim durch ein neues, multifunktionales Stadtmöbel zu verbinden. Dem Entwurf wurde die Frage zugrunde gelegt, welche Funktion eine Brücke einnehmen kann, wenn der landschaftliche Gemeindemittelpunkt ein Bach ist. Dieser identitätsstiftende Naturraum verbindet und teilt den Ort gleichermaßen, kann diese Brücke also so gestaltet werden, dass dort ein über dem Naturraum fast schwebender, neuer Treffpunkt für alle entstehen kann?
Es wird eine vielfältig nutzbare Brücke vorgeschlagen, die durch ihre Breite und topografische Eingliederung in den Stadt- und Naturraum das Potential hat,
Gundelsheim näher aneinander zu bringen und gleichzeitig den Bach zum Erleben und Plantschen besser zugänglich zu machen. Die diagonale Orientierung der beiden Ufertreppen verbindet thematisch und räumlich die Spezerei mit der Bibliothek und bildet einen kontinuierlichen öffentlichen Bereich zwischen diesen wichtigen öffentlichen Orten. Die Gestaltung der Ufertreppen und Sitzbänken sind jeweils so angelegt, dass die Menschen einander zugewandt sitzen können, um die Idee eines Ortes des Austausches und des öffentlichen Lebens zu unterstreichen.
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Bei der Wahl der Materialen wurde Wert auf langlebige und pflegeleichte Oberflächen gelegt, der Belag der Brücke versteht sich als Fortführung der Bestandsoberflächen und wird aus lokalem Naturstein hergestellt. Die Brücke mit Ihren vielen Sitzgelegenheiten kann bei Festlichkeiten wie z.B. dem Bachfest, für Märkte oder Aufführungen, zusätzlich mit einem temporären Dach überspannt werden und als zentraler, zwischen den beiden Ufern gelegener Begegnungsraum genutzt werden.
Die neue Brücke wird immanenter Teil und Herz der aufgewerteten Dorfmitte von Gundelsheim. Es wird hier das große Potential gesehen, eine zusammenhängende Gestaltung und Re-Strukturierung der Freiräume von der neu gestalteten Spezerei über das bestehende Freiraumband entlang des Baches zur Kirche und über die neue Brücke zur Bibliothek, zu entwickeln. Ausgehend von der neuen Brücke werden daher Maßnahmen vorgeschlagen, die die bestehenden Freiräume requalifizieren, klimaangepasst aufwerten und miteinander verknüpfen.
Durch die Bündelung der Aktivitäten am Fluss um die Brücke herum, wird konsequenterweise auch vorgeschlagen, dass die bestehende und in ihrer Nutzung wenig angenommene Treppenanlage, rückgebaut wird und durch Recycling und Weiterbearbeitung der bestehenden Beton-Stufen, in eine neue, ortsspezifische und maßstäblich angemessene Gestaltung überführt wird.
Es wird zudem für die konsequente Umwandlung der angrenzenden Straßenräume in Begegnungsräume (Shared Space) plädiert. Die Bachstraße kann sich zu einer großzügigen Fuß- und Radgängerpromenade, der Bachpromenade, entwickeln und damit die Bibliothek elegant integrieren. Die Freiräume entlang der Hauptstraße werden als Perlenkette verstanden und aufgewertet. Der bestehende Hainbereich wird als Hain-Garten ökologisch aufgewertet. Die Kirche wird durch qualitative Freiräume gerahmt und bekommt einen respektvollen Vorbereich durch die Anlage eines Wasserspiels/Brunnen. Auf der ehemaligen Parkplatzfläche wird ein Kirchengarten vorgeschlagen, der den Abschluss des Freiraumbandes bildet. Zum Fluss hinunter entwickeln sich zwei Bach-Balkone, die den Fluss optisch erfahrbar machen. Durch die Aufwertung der Uferbereiche und die sanfte Integration von Stufenelementen wird der Fluss erfahrbar gemacht, aber vor allem in seinen Uferstrukturen gestärkt. Durch die Maßnahmen werden wichtige aquatische und semi-aquatische Lebensräume geschaffen.