studio erde.
office for anthropocene landscapes
adlergarten, winterthur
park transformation & intergenerational building
2nd Price in an open competition
- with Violeta Burkhardt
architecture by: buero krucker architects, Zurich
Engineering: dsp Ingenieure + Planer AG


VERANDA
Paradigmenwechsel/Neue Sichtweisen
Die offensichtlich gewordene Dringlichkeit des Einbezugs und der Schonung von Umwelt, Klima, Ressourcen beim Bauen bedeutet und benötigt einen einschneidenden Paradigmenwechsel: Im Verhältnis von Stadt/Artefakt zu Umwelt und Natur. In der Art der Wohnvorstellung im Alter, die mit einem respektvollen Umgang mit Menschen zusammenhängt; in der Abkehr von funktionalen modernistischen Idealen. Im Umgang mit Ressourcen generell. Im Einbezug von Lebenszyklen, Kreislaufsystemen für Struktur, Materialien und Nutzung. Im Erhalt und der Stärkung kultureller Errungenschaften für die kommenden Generationen.
Städtebau/Volumen/Park: Die Elemente in Synergie
Mit diesen Prämissen ist es offensichtlich, dass die bisher am Ort verwendete Typologie von Gebäude zu Park und zur inneren Organisation mit der geplanten Ergänzung eine umfassendere, rücksichtsvolle und synergetische Haltung benötigt. So soll jedes Element in sich schlüssig sein und
gleichzeitig das umliegende in seiner Eigenart stärken. Konkret werden durch die Setzung und Ausprägung des neuen Volumens die Eigenschaften des
Parks verstärkt, indem die leicht raumfassenden Formen den Park auf allen Seiten quasi umarmen. Am nordwestlichen Rand kommt die identitätsbildende Hängebuche mit den anderen bestehenden Bäumen zu einem prominenten Auftritt, so dass ein würdiger Auftakt zu Haus und Park entsteht.
Dabei werden auch die Bäume des bestehenden Parkplatzes mit einbezogen. Vom Rettenbachweg kommend, führt die Geste des Volumens mit dem fortführenden Weg zur Mitte des Ensembles der Villa und klärt die Orientierung. Zum inneren des Geländes hin schließlich bildet das konkave Volumen eine räumliche Fassung der zentralen Figur der Lichtung im Herzen des Parks. So zeigt sich das neue Volumen als Teil des Parks und ganz entspannt neben dem bestehenden Bau. Die Gesten des Volumens bleiben nicht ohne Bedeutung für Zugänge von verschiedenen Seiten. Zusammen mit den eingeschossigen Bereichen entstehen Durchlässigkeit und die Verbindung der beiden Gebäude und deren Nutzungen.
Ein Park mit Geschichte/n
Die Gestaltung des Parks geht auf seine lange Geschichte als Rückzugsort außerhalb der Stadt zurück, der im Laufe der Zeit langsam in das neue urbane Gefüge integriert wurde, das heute die Stadt Winterthur definiert. Dieser historische Park, der einst ein wichtiges Sprungbrett in das städtische Leben innerhalb der alten Stadtgrenzen war, hat eine Vielzahl von Veränderungen und Mutationen durchlaufen, die verschiedene Epochen, Stile und Motive umfassen, die heute ungeordnet und fragmentiert auf dem Gelände liegen. Der neue Landschaftspark soll diese verschiedenen
Elemente durch eine gemeinsame Gestaltsprache zusammenbringen und die verschiedenen Geschichten, die das Gelände geprägt haben, zusammenführen und in eine gemeinsame und nachhaltige Zukunft projizieren.
Wie eine archäologische Stätte trägt der Adlerpark die Spuren eines anderen Lebens. Das Projekt versucht, die Geschichte des Landschaftsparks wiederzubeleben, indem es die geologischen Kräfte, die diesen Boden einst durchzogen, wieder aufleben lässt. Das im Alpenvorland gelegene Molassebecken ist, ähnlich wie die Ansammlung von Architektur, die innerhalb der Grenzen des Geländes zu finden ist, eine Ansammlung von Material, das durch allmähliche Ablagerung, die das Schweizer Mittelland charakterisiert - eine Schotterschicht und ein Nebenprodukt seiner geologischen
Geschichte. Das Projekt verwendet diese Materialien und kombiniert sie mit dem Abbruchmaterial, das bei der gegenwärtigen Umwandlung anfallen wird, um ein neues Konglomerat zu schaffen, das in der Lage ist, seine Geschichte mit seiner Zukunft zu verbinden. Ein geschwungener und barrierefreier
Asphaltweg aus Kies, Abbruchmaterial und Nagelfluh bildet das entstehende Wegesystem, das die Freiflächen um das neue Gebäude gliedert und mit der bestehenden Wegestruktur verbindet.
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Pflanzmotive: eine Zukunfts-Geologie
Begleitendes Motiv sind Pflanz- und Staudenbänder mit Begegnungszonen zwischen Veranda und Park, die durch eine sanfte Abgrenzung, aber doch fließende Einheit von Gebäude und Park ermöglichen. Die beiden neuen Haupteingänge an der West-Seite öffnen den Park zum Quartier. Die bestehende alte Hängebuche wird inszeniert und entwickelt sich zum Protagonisten des neuen Gartenplatzes mit Sitzmöglichkeiten und einem Trinkbrunnen. Der zweite Haupteingang folgt dem alten Weg des Rettenbachs als Leitelement, das die Nutzer in seine zentrale Achse zieht. Hier laufen die Wege in einem Wasserelement zusammen - eine konkave Form, die in den Boden versickert und die großen Felsen freilegt, die sich unter ihrer Oberflächenschicht befinden. Das Wasserelement fungiert als Begegnungsraum, der an der Schnittstelle zwischen den verschiedenen historischen Elementen des Geländes, aber auch an der Kreuzung der Begegnungen zwischen den Generationen liegt. Hier öffnet sich zudem die große Wiesenlichtung, die die bestehende Rasenfläche aufgreift, vergrössert und eine verbindende Mitte schafft. Hier wird über Wiesenansaaten und ein angepasstes Mahdregime der Raum gegliedert und das bestehende Tiergehege integriert. Das bestehende Wasserbecken wird vervollständigt und bildet eine sanfte Kante zur grünen Mitte und der Restaurant- Terrasse aus.
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Anlehnend an die östlichen Saumbereiche des bestehenden Parks, wird auch die Westseite durch Pflanzbereiche eingesäumt. Diese ähneln den Drumlin-Strukturen, die die geologischen Moränen-Formationen in der umgebenden Landschaft kennzeichnen. Sie grenzen den Park nicht nur durch ihre
leichte Topographie und gemischten Bepflanzung von seiner Umgebung sanft ab, sondern bilden auch eine natürliche Schallschutzwand, die sowohl die Bewohner als auch die Besucher des Parks vor dem städtischen Lärm schützt, der von der umgebenden Straßeninfrastruktur ausgeht. Alle Pflanzbereiche
sind für die Versickerung von Regenwasser ausgelegt und schaffen durch eine vielfältige und ökologische hochwertige Pflanzenauswahl mikroklimatische Effekte und Habitatstrukturen für die nicht menschlichen Nutzer des Parkes. An seiner südwestlichen Ecke wurde ein neuer Eingang angelegt, der den Park nicht nur für den grösseren Menschenstrom öffnet, der das Viertel täglich über die Hauptstraße durchquert, sondern ihn auch mit einem größeren Netzwerk und einer Reihe von Gärten verbindet, die diesen historischen Garten mit der Altstadt und der fortschreitenden Erweiterung verbinden, die die städtische Struktur nach Osten hin ausdehnt. Wenn wir den Park von diesem neuen Zugangspunkt aus betreten, begegnen wir einem multifunktional nutzbaren Pavillon, der der neuen Eingangsachse folgt. Ein Zitat an die englische Gartengestaltung, in die das Projekt eingebettet ist. An diese visuelle Flucht schließen
sich zwei kleine, von Hecken umgebene Gärten an, die nicht nur einen intimen Raum für die Nutzer schaffen, sondern durch ihre spielerische Struktur auch als Spiel- und Überraschungsräume für die jüngere Generation von Nutzern an der Westflanke dienen. Es handelt sich um einen Raum des Zusammenlebens, der durch die Verbindung zwischen den verschiedenen Generationen und die Kombination von Erholung und Spiel zum Leben erwacht.