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Ein Zukunftsfossil wächst heran. 

_oder wie sich die Deponie Cröbern in einen Weltenpark und zu einer

Techno-Kultur-Landschaftsskulptur verwandelt!

Wettbewerbsbeitrag- WEV Sachsen

Deponie Croebern, Leipzig

Müll hat Macht. Macht, unser Verhalten zu beeinflussen. Macht, ganze Landschaften zu verändern. 

Macht, Berge zu bauen.

In der öffentlichen Wahrnehmung werden Abfall und seine Infrastrukturen der Verarbeitung und Lagerung jedoch meist negiert. Abfall wird entsorgt, man will ihn nicht sehen. Halden werden im „Draußen“ errichtet und dann irgendwann begrünt, sodass sie schnell wieder verschwinden. Deponien wie Cröbern sind jedoch auch Assemblagen weltweiter Abfallprozesse und -systeme. Man kann sie lesen als Ergebnisse globaler Formungsprozesse, als Schnittstellen von stofflichen Austauschprozessen. Das stetige Aufeinanderschichten von Ablagerungen und Stoffen erzeugt neuartige Techno-Sedimente und stoffliche Kompositionen. Es sollte nicht darum gehen diese zu verstecken, kann es nicht auch zum Ziel werden genau diese besondere Genese aufzuzeigen und zum Bestandteil einer Nutzungsstrategie im Heute, Morgen und Übermorgen werden zu lassen?  

Der Prozess sollte zum eigentlichen Spektakel werden. Der Berg als Spektakel! Der Berg als Landschaftsskulptur. Als Technologie. Als Sediment. Als Welt. Als Weltenpark. Als Labor?

 

Dafür wurde eine Choreografie des Wachstums entworfen, ein Drehbuch für eine zukünftige Entwicklung:

Wir befinden uns im Jahre 2021. Der Berg strahlt.

Ein Leuchtfeuer ist sichtbar, weit hin, bis nach Leipzig. Die späteren Ausmaße von Cröbern werden sicht- und fühlbar. Das Cröbern Gerüst schimmert am Horizont.

Eine fast schwebende Hülle erstreckt sich von den Füssen der Deponie hinauf und inszeniert die zukünftige Kubatur des Berges. Eine responsive Landmarke ist entstanden. Nebelmarken, Lichtinstallationen und Kunstereignisse können das Gerüst flexibel bespielen. Künstler können eingeladen werden, um den Ort zu aktivieren und den Haldenkörper in das öffentliche Bewusstsein zu integrieren.

Der Prozess des Wachstums nimmt seinen Lauf. Das Spektakel hat begonnen.

In den nächsten 10 Jahren entwickelt sich die Deponie zunehmend zu einem Landschafts-Techno-Labor. Sie wird zum Pilgerort für den urbanen Entdecker, zum Ausflugsort am Wochenende, zum Kunst-Happening. Das Zukunftsfossil wächst allmählich immer weiter. Der Techno-Berg wächst Schicht um Schicht. Das aktive Erbe dieses Prozesses wird weithin sichtbar und erlebbar. Es entstehen Treppen, die zum Gerüst hinaufführen. Das Wachstum wird direkt erlebbar. Die Formung der Landschaftsskulptur kann diskutiert, erfahren und verändert werden. Das Wachstum als kollektiver Prozess.

Bereits jetzt entsteht in einer der Hallen der Deponie der Weltenwald, die Baumschule des neuen Weltenparks Cröbern. Aktiv wird die Entstehungsgeschichte dieses techno-kulturellen Landschaftsgefüges weitergeschrieben. Die weltweiten Abfall-Ursprungsorte der ehemaligen Deponie legen den Grundstein für eine neue Typologie von Landschafts-Park-Hybrid auf der Halde. Sumpfzypressen, Mammutbäume, mediterrane Pinien oder amerikanische Birken - als Abdruck des weltweiten Wirkgefüges der Deponie bilden sie seine landschaftliche Zukunft aus: den Weltenpark. Ein Welten.Arboretum ist im Entstehen.        

       

Es ist 2035.

Die Kubatur erreicht ihren vorersten Abschluss. Dies ist der Beginn für eine neue Ära. Die ersten Setzlinge können gepflanzt werden. Der Park-Hybrid wird nun angelegt. Wie ein Baumteppich legen sich die Stecklinge rasterartig über den Berg. Exotisch anmutende Sumpfzypressen, welche an eiszeitliche Formen der historischen Landschafts-Morphologie erinnern, prallen auf Mammutbäume oder dichte Espen-Wälder. Sie kann man auch als Ausdruck von Anpassung auf die sich drastisch verändernden klimatischen Verhältnissen verstehen, stellen sie doch auch Zukunftsbäume für eine resiliente Landschaftsentwicklung dar. In den einzelnen Baum-Quartieren sind die sogenannten Techno-Lichtungen eingelassen. Sie zelebrieren das materielle Erbe des Berges. In ihnen kann über Abfallprodukte diskutiert werden, künstlerische Installationen bespielen sie, sie werden Erkundungsort, Picknickfläche, Spielorte, Balkone und Ausblick-Orte. Reliktartig wird in ihnen über Bodenfenster die Beschaffenheit der Halde sichtbar. PROZESSE DES BERGES HÖREN)

Mittelpunkt des Park-Geflechts bildet das Zukunfts-Labor auf dem Plateau. Hier entsteht mit Weitblick ein Lern- und Forschungsort zu künftigen Materialproduktionen und Technologien für ein Leben im Anthropozän. Tentakelartig ziehen sich von ihm Erschließungsstränge in die angrenzende Landschaft durch den Weltenpark, nach Leipzig, über die neu entstandene Metabolismus- und Nachhaltigkeitsroute Leipzig-Cröbern oder hinunter zum See. Der Weltenpark wird Teil der Region. Er verwebt sich mit ihr.

Und er wächst. Und wächst. Die Waldbilder werden dichter.

Es ist 2050.

Es koexistieren Tiere, Fuchs und Wolf, Pflanzen, Palme und Alpenveilchen, Infrastrukturen, neuartige erforschte Energieformen und alte Praktiken verschmelzen. Der Berg wird zum Zukunftsfossil, indem er aktiv seine Entstehung aufzeigt und sich kontinuierlich weiterentwickelt.

 

Im heute, morgen, und übermorgen.

Der Formungsprozess der Skulptur kennt kein Ende.

 

Lasst das Spektakel beginnen.

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